Donnerstag, 12. Februar 2015

Edward St Aubyn - Lost for words

Was hat man von einem Schriftsteller zu erwarten, der über die Vorgänge schreibt, die sich rund um die Vergabe eines Literaturpreises ereignen? Sehr viel, aber nicht zu viel. Edward St Aubyn dreht in seiner Geschichte das Karussell ziemlich schnell mit den Autoren, solchen, die sich dafür halten, Kritikern, Lektoren, Juroren und vielen anderen, die nicht besonders viel von Literatur verstehen. Amüsant, spitzzüngig und vermutlich mit jeder Menge Einblicke in den Literaturbetrieb ist sein Roman. Aber so richtig hat mich die Handlung rund um die promiskuitive Autorin Katherine, ihre zahlreichen Lover und Ex-Lover und die Mitglieder der Jury für den Elysia Literaturpreis nicht gepackt. Jeder Strang plätschert so vor sich hin.


Katherine zum Beispiel könnte eine bedauernswerte Figur sein - wunderschön, klug und begehrt, aber unfähig, sich fest zu binden. Wenn sie einen Mann aus ihrem Leben verbannt, dann leidet er wie ein Hund. Sam, ihr Kollege, oder ihr Lektor Alan sind solche Fälle. So tief kann die Liebe aber dann doch nicht sein, denn dieses Problem lässt sich schnell wieder lösen. Sam kommt auf die Shortlist für den Preis und Alan zieht wieder bei seiner Frau ein, die er zuvor für Katherine verlassen hatte. 
Ich hatte einige sehr begeisterte Rezensionen zu diesem Buch gelesen und war dadurch neugierig geworden. Mein Urteil: Ich bedauere es nicht, den Roman gelesen zu haben und fühlte mich gut unterhalten, aber irgendetwas hat mir gefehlt. 
Edward St Aubyn - Lost for words


Der indische Adelige Sonny hofft ebenfalls auf den Gewinn des Preises, aber so überzogen von sich selbst überzeugt, wie er dargestellt wird, ist ziemlich schnell klar, dass er darauf wenig Chancen hat.
Die Jury, teilweise bestehend aus politischen Hinterbänklern, ist total überfordert mit ihrer Aufgabe und reagiert auf die Suche nach dem besten Buch mit dem Versuch, ihre jeweiligen Favoriten um jeden Preis durchzudrücken. Der Vorsitzende etwa hat den Posten nur angenommen, um länger im Fernsehen zu sein als bei all seinen Reden im Parlament zusammen. Ein anderes Mitglied der Jury ist ein aufstrebender Schauspieler, der so gut wie jedes Vortreffen verpasst und per Postkarte berichtet, welche Bücher er schon halb gelesen hat.
Zwei chinesische Industrielle, die das Agrarunternehmen Elysia, das den Preis vergibt, übernommen haben, und die nur kurz im letzten Kapitel erwähnt werden, erscheinen als sympathischer und fähiger als die komplette Jury. 
Ziemlich passend finde ich den Titel, wenn es um St Aubyns Humor geht: Ich bin nicht sicher, ob der immer ein Stilmittel ist, oder ob er teilweise die Fehler macht, die er seinen Protagonisten vorwirft. Autorin Penny hat ein Computerprogramm, das ihr Synonyme und Beschreibungen vorschlägt, die sie ständig begeistert nutzt. Genauso schwurbelt St Aubyn aber in Teilen seines Buchs herum, beschreibt die Gefühle der Protagonisten, als werde für Füllwörter bezahlt. 
Vielleicht ist es ein Witz, vielleicht auch nicht. Wenn man bei Witzen über so etwas nachdenken muss, ist ihre Wirkung natürlich verpufft. 


Farrar Straus & Giroux, 261 Seiten
ISBN: 978-0374280291

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